Eine Krücke zu haben, die für alles gut ist, gibt man nicht gerne her. Sie ist gut gegen Langeweile, bei Stress, beim Telefonieren, wenn du Angst hast, traurig bist oder nur zum chillen. Sie ist immer dabei – die Zigarette, der Alkohol, übermäßiges Essen, ständiges Schoppen, exzessiver Sport, zu viel am PC oder Handy usw.

Wahrscheinlich hast du längst erkannt was ich meine? Vielleicht hast du auch eine andere Krücke, die dich bei allem unterstützt? Die Krücke ist für alles da und hilft immer, richtig? Solange alles im Maßen betrieben wird, muss man sich keine Sorgen machen. Wenn aber das ganze aus dem Ruder läuft und es wird in Massen betrieben wird, dann solltest du dir Gedanken machen. Denn das hat etwas mit Abhängigkeit und Sucht zu tun.

Meistens schlittert man da ganz langsam rein und dann steigert sich das Ganze, man kann es nicht mehr stoppen und kann nicht mehr „ohne“. Dann kommt man da oft alleine nicht mehr heraus und braucht Hilfe!

So war es bei mir:

Ich kenne das auch aus meiner Raucherkarriere, die mittlerweile seit 2003 beendet ist (Da hatte ich mit Unterbrechung in den Schwangerschaften, 22 Jahre meine Krücke). Geschafft habe ich es ganz alleine, aber es hat mich etliche Versuche gekostet. Natürlich hätte ich da auch eine Symptomverschiebung (Statt Rauchen zu Essen oder eine anderen Sucht zu bekommen) bekommen können, war aber glücklicherweise nicht der Fall.

Natürlich, wollte ich nicht an Gewicht zunehmen, wie alle. Also machte ich mir aus meiner Erfahrung heraus einen Plan. Ich verabschiedete mich von meiner Krücke, indem ich auf der Terrasse, es war Sommer, so viel rauchte wie möglich, bis ich ins Bett ging. Dann „Beerdigte“ ich meine Raucherutensilien in der Mülltonne und warf meinem damaligen Mieter die restliche Packung Zigaretten ein.

Als Ersatz überlegte ich mir, was ich statt dessen machen möchte und vor allem, auch mal eine Pause machen möchte und wie diese in Zukunft aussehen sollte. Ich entschied mich für eine Tee-Pause und „Trockenrauchen“ (Tiefer Atemzug ohne Zigarette). Außerdem beschloss ich, jeden Tag mindestens 20 Minuten Walken zu gehen, damit ich nicht an Gewicht zulegen würde.

Am Tag danach hatte ich solche Kreislaufprobleme, dass ich nicht mal Auto fahren konnte. Mir war total Übel. Scheinbar vom exzessiven Rauchen am Abend zuvor. Der restliche Tagesablauf gestaltet sich normal. Als Unterbrecher machte ich Kräuter-Tee-Pausen. Wenn meine Kolleginnen raus zum Rauchen sind, bin ich entweder mit und habe „trocken geraucht“ oder ich blieb drinnen, weil mich der Qualm störte. Das mit dem Walken habe ich auch so gemacht, wie ich es mir vorgenommen hatte. An Gewicht hatte ich nichts zu genommen.

Die ersten 3 Wochen waren schon schwer. Aber es war eine gute Entscheidung. Ich vermisse bis heute nichts. Bin auch nicht mehr Rückfällig geworden.

Meistens braucht man dazu Hilfe, aber auch sehr viel Selbstdisziplin!